Ein (heiß)kalter Tipp oder einfach verrückt?
Winterzeit ist Urlaubszeit. Im ganzen restlichen Jahr, wenn alle reisen, habe ich aus beruflichen Gründen keine Zeit für privaten Urlaub. Das geht schon seit 35 Jahren so.
Nachdem ich jeden Monat eine Rundreise geleitet und nun auch die Adventsreisen absolviert habe, ist es dringend Zeit für Entspannung. Die findet man in der Wärme der Kanarischen Inseln, in Ägypten im warmen Meer oder ganz weit weg in Asien oder Afrika. Florida wäre auch noch eine Idee.
Man.... macht das. Ich nicht. Es ist nicht so, dass ich der Wärme gar nichts abgewinnen kann, aber es reizt mich nicht. Mich zieht es in den Norden, also geht es wieder einmal nach Schottland.
Noch immer tauchen diese Stimmen auf, die davor warnen, egal zu welcher Jahreszeit auch immer, nach Großbritannien zu reisen, weil es dort ständig regnet. Die Stimmen, deren Resonanzkörper drumherum noch nie dort waren, wissen es ja immer besser. Es gibt jedoch eine Art von Stimmen, die mein Gehör nicht wahrnimmt. Sie müssen ober- oder unterhalb meiner hörbaren Frequenz summen und im Nichts verklingen.
Ich packe meinen Koffer und finde mich am Flughafen in Düsseldorf wieder und frage mich, wo eigentlich das Jahr geblieben ist. Weihnachten steht vor der Tür und hat noch nicht einmal Bescheid gegeben oder wenigstens eine WhatsApp geschrieben, dass es schon in wenigen Tagen gefeiert werden will.
Mein Flug geht pünktlich und findet vor allem überhaupt statt, was seit einiger Zeit in Deutschland nicht immer mehr selbstverständlich ist. So hat doch eine Statistik letztens herausgefunden, dass die meisten Flugverspätungen in Deutschland passieren.
Ich habe also Glück und fühle mich in 1,5 Stunden, also quasi in Nullkommanix, nach Edinburgh katapultiert. Die 1,5-stündige Anfahrt mit Stau zum Flughafen, die ich sicherheitshalber mit einer weiteren Stunde aufgefüllt habe, die Eincheckzeit von 2 Stunden vor Abflug, die ich auch sicherheitshalber um eine weitere ausgedehnt habe - man weiß ja nie - das Warten auf mein Gepäck und die Wartezeit am Mietwagenschalter ignoriere ich geflissentlich und zähle sie nicht zu meiner Reisezeit hinzu. Da hätte ich schon fast mit der Fähre reisen können, wobei das natürlich wirklich länger dauert und auch eine ganz andere, aber sehr schöne Reiseart ist.
Einmal gelandet ist alles in Butter, es kann losgehen.
Mein gebuchter SUV Automatik präsentiert sich mir als Schlachtschiff der Marke MG in stahlblau. Da kann mich wirklich niemand übersehen, und der Himmel sollte das als Zeichen nehmen, in welcher Farbe ich ihn gern hätte für die nächsten Tage.
Dass das natürlich nicht jeden Tag durchgehend klappt, ist vollkommen klar, aber schon am ersten Tag habe ich Glück und genieße eine entspannte Fahrt über die Queensferry Crossing Brücke ins Kingdom of Fife, vorbei an Dunfermline und hinein in meine Lieblingsregion Perthshire. Nicht weit hinter Perth biege ich ab Richtung Aberfeldy und Loch Tay.
Langsam getrödelt und im Supermarkt noch für die ersten Tage die Überlebensmittel organisiert checke ich in meinem holzverkleideten Ferienhaus ein. In diesem Reiheneckhaus war ich schon einmal vor Jahren. Damals reiste ich noch mit meinen Hunden, die es sich zur Nacht in ihrem Körbchen unter der Treppe bequem machten. Es war höllisch kalt im Haus bei der Ankunft, und als es einfach nicht warm wurde, hatte ich genug von geforenen Füßen und Eiszapfen-Nase, drehte die Heizung auf locker 30 Grad und ging ins Bett. In der Nacht überkam mich eine Hitzewallung nach der anderen. Waren das die Wechseljahre? Meine Hunde unter der Treppe japsten ebenfalls. Auch bei ihnen die Wechseljahre? Wie kann das sein?
Ich begriff, dass das Haus Fußbodenheizung hat, die sich nur sehr langsam erwärmt, dann jedoch alles gibt. Ich hatte meine Hunde fast gegrillt und war untröstlich.
Heute, bei meiner Ankunft, fällt mein Blick als erstes unter die Treppe, und die Erinnerungen inklusive ein paar Tränchen kommen herauf.
Es ist wieder Winter, ich bin wieder in Schottland, in meiner Lieblingsregion, wie schon so viele Male. Dieses Mal wesentlich gestresster, wodurch ich hohe Erwartungen an Schottland habe, dass es mich entschleunigen möge.
Ab Ende Oktober beginnt die Zeit, in der die schottische Landschaft in Whiskyfarben eintaucht. Verschiedene Rost-, Braun- und Bernsteintöne überziehen die Berge und Täler, und die Fantasie findet darin das Bernstein-Rotgold des Talisker wieder, oder das Rötlich-Gelbbraun des Dalmore 25. Und die 6,83 Millionen Schafe (lt Webseite Scottish Government), die auf den Feldern stehen, verkosten ihn in Dauerschleife.
Grün ist in verschiedenen Schattierungen natürlich auch vorhanden, und grau-schwarz sind die Berge, was sie je nach Lichteinwirkung aber auch im Sommer sein können.
Fantasie aus! Mit einem Glas Wein feiere ich den Beginn meines Urlaubs. Dazu habe ich wieder die Chardonnay-Marke mit einem springenden Etwas auf dem Etikett, das wie eine Mischung aus einem Skelett und einem Känguru aussieht, gewählt. Letztes Mal war der super lecker. Jetzt denke ich, ich muss an Geschmacksverirrung gelitten haben, oder kann derselbe Wein in einem anderen Cottage besser schmecken?
Der Chardonnay fühlt sich beleidigt und rächt sich mit leichtem Kopfschmerz am folgenden Tag, aber ich habe mir gleich einen Morgenspaziergang an der guten frischen Luft verordnet. Einmal durch den Ort joggen (ok, ertappt, es ist schnelles Gehen), um die Landzunge herum, auf der die Kirche steht, und zurück.
Der schlaue Urlauber schaut allerdings nach dem Aufstehen zuerst aus dem Fenster und zieht sich dann erst an und..... geht nicht raus, weil es schüttet.
Dann nehme ich doch erstmal einen Kaffee und schaue aus dem Fenster auf die Berge. Ein weißer Turm ist in der Ferne zu sehen. Da wollte ich immer schonmal hin, denn das soll eine Luxusunterkunft mit Panoramaterrasse sein. Nicht passend für mein Budget, aber gucken kann man ja mal.
Der Regen stoppt, ich ziehe meine Jacke an und will raus. Es regnet. Ich warte noch. 10 Minuten. Es scheint die Sonne, der Himmel ist spontan total blau. Wie geht das so schnell? Ich gehe los.
Was für ein herrlicher Morgen! Die Sonne zaubert ein schönes Licht auf den See, und ich bin glücklich unterwegs auf meinem Ortsrundgang. Gefühlte 300 m weiter zieht sich der Himmel in einer Kometengeschwindigkeit zu und es fängt an zu fieseln. Das stört mich nicht. Das ist Schottland. Hü und Hott, so kann das hier zu jeder Jahreszeit sein. Möglicherweise natürlich im Winter extremer.
Ich bin selbstverständlich bestens ausgerüstet und habe in meinem Koffer ein Regencape. Das freut sich, dass es dort schön warm aufgehoben und nicht im Dienst ist. So werde ich auch vom Fieselregen langsam aber ganz sicher durchnässt. Dieser Moment ist dreich, würde man in Schottland wohl sagen.
Wer jetzt sagt, selbst Schuld, was fährst Du auch in so ein Land um die Zeit, der kann mich überhaupt nicht beeindrucken. Ich weiß schon, was ich tue, muss mich vom Inhalt des Rucksacks her erst noch wieder eingrooven und alle Utensilien einpacken, die ich auch von zu Hause mitgebracht habe. Ich bin aus der Urlaubs-Übung.
In dem kleinen Dorfladen stelle ich mich unter, und mein Anblick veranlasst den Verkäufer umgehend zu einem Gespräch. Außerdem scheine ich auf weiter Flur gerade die einzige Touristin im Dorf zu sein. Auch das ist ein Grund, um diese Jahreszeit zu reisen, denn der gemeine Tourist möchte ja grundsätzlich eher keine Touristen um sich herum und somit ein Gefühl gewisser Exklusivität genießen. Das ist in den Monaten von Ende April bis Ende September eher gar nicht möglich, wobei es auch darauf ankommt, wo man sich in Schottland befindet.
Ich war hier in Perthshire auch schon im Sommer, und selbst da war es angenehm, und es würde nur derjenige dieses Reiseziel als überlaufen bezeichnen, der eine Anzahl von salopp geschätzten 200 Touristen über den Tag verteilt als Masse bezeichnet.
Es verteilt sich hier alles so wunderbar, was man z.B. von der so heiß begehrten Isle of Skye nicht mehr behaupten kann.
Wobei ich kaum ein schottisches Ziel mit dem Negativ-Prädikat "Masse" ausstatten würde, denn "Masse", das sind für mich Venedig, Gran Canaria oder Mallorca. Lassen wir die Kirche im Dorf, denn Schottland hat nördlich von Edinburgh gar nicht die Anzahl an Unterkünften, die eine Touristenschwemme auslösen könnten (Über Wohnmobilisten diskutiere ich ein anderes Mal gern). Und außerdem definiert jeder das Wort "Masse" völlig anders.
Ich bin happy in meiner Urlaubsregion und mit der gewählten Reisezeit.
Den Rest des ersten Urlaubstages hänge ich in meinem Ferienhaus ab und sehe den Wolken zu, wie sie die Berge einhüllen, wieder frei geben, von Sonnenstrahlen durchstochen werden und sich ins Tal hinabsenken. Ab und an klopfen Regentropfen an meine Fenster, nur um sich nach 5 Minuten wieder zu verabschieden. Das Wetter ist heute ein Kasper, der Kapriolen liebt.
In der Nacht soll es schneien. Es wird früh dunkel, um 15:30 h ist das Tageslicht so gut wie weg, und ich werde automatisch müde. Der lächerliche 30-minütige Morgenspaziergang hat mich wahrscheinlich dermaßen erschöpft, dass ich ins Bett gehe, egal was die Uhr zeigt.
Als ich wach werde ist mir klar, es wird erst um 8:00 Uhr hell. Es dürfte jetzt etwa 7:00 Uhr sein. Aber es ist 4:00 h, und ich schaue unten im Wohnzimmer nach, was an Literatur da ist. Das Haus ist perfekt ausgestattet, man findet hier alles Erdenkliche, was den Urlaub verschönert.
Zwei Stunden lang vertiefe ich mich in das Buch "Scotland beyond the bagpipes", geschrieben von einer englischen Reisejournalistin, die sich in ihr Nachbarland verliebt hat. Eine leichte Lektüre, bei der ich angeberisch bei jeder zweiten Seite denke: Hab´ich auch schon gesehen.
Für den jetzt anstehenden Tag nehme mir ich mir nichts Gezieltes vor, was sehr ungewöhnlich ist. Dennoch setze ich mich ins Auto und fahre Richtung Aberfeldy. Ganz spontan biege ich ab und auf das Osttor des Taymouth Castle zu. Mir ist bewusst, dass dort seit einiger Zeit gebaut wird, um es zu restaurieren und man eventuell gar nicht bis vor die Tür gelangt. Aber Versuch macht klug. Es ist 20 Jahre her, dass ich mal dorthin gelaufen bin, daher bin ich jetzt neugierig, was da passiert.
Eine Schranke passiert dort und ein Hüter des Anwesens entschuldigt sich, dass er mich nicht durchwinken darf. Members only! Es ist ein Clubhaus für Golfer entstanden, die eben nur mit einer Mitgliedschaft dort spielen dürfen.
Von der Baufirma DLC hatte ich bereits gelesen und auch von der kontroversen Diskussion, die sich um das dreht, was da geschaffen werden soll. Wie so oft im Leben gibt es Fans solcher Projekte und überzeugte Gegner. An einem weiteren Urlaubstag ergibt sich darüber ein Gespräch mit einem Einheimischen, der das Ganze eher positiv betrachtet, weil es Arbeitsplätze schafft. Und zwar gut bezahlte. Das ist interessant, denn in einem alten Zeitungsbericht, der online noch zu finden war, stand es anders. Man sprach von Ausbeutung.
Nun denn, das ist jetzt nicht my Cup of tea, ich denke mir dazu nur, die Welt verändert sich stetig und so auch der Tourismus. Und es sind nicht immer die „alten Hasen“, sondern eine jüngere Generation, die ihre eigenen Pläne für die Zukunft hat und Pro oder Contra durchsetzen muss.
Mich interessiert anlässlich dieses Durchfahrtverbotes (zu Fuß hätte mich gemäß Scottish Land Reform Act niemand hindern dürfen, zu meiner Erholung diesen Weg einzuschlagen) allerdings die Vergangenheit des Schlosses.
Es war der Stammsitz der Campbells of Breadalbane, im 17. Jh. die führende Familie nach der von Argyll (Quelle: scotclans) und Meister im Anhäufen von Land. Der Clan brachte einige listige Anführer hervor, wie zum Beispiel Sir John, der „gerissen wie ein Fuchs, weise wie eine Schlange und flutschig wie ein Aal“ war. Was für Attribute!
Nur kurz sei daran erinnert, dass es der Campbell-Clan war, der das berüchtigte Massaker von Glencoe angerichtet hatte.
Geschichtsstunde aus! Obwohl, gerade jetzt könnte es spannend werden.
Ich verlasse aber den Hüter und seine „members-only-Schranke“ sehr schnell und fahre weiter nach Aberfeldy. Für Freunde schöner Einrichtung und Dekoration empfehle ich den Laden „Spirit of Woods“ und beneide gleichzeitig alle, die per Fähre mit eigenem Auto angereist sind. Da geht doch noch was in den Kofferraum. Ein oder zwei Kissen mit Hochlandrind drauf, Zubehör für den Whiskyfan oder ein Wandbild.
Als beschränkte Flugreisende (das Gepäck betreffend natürlich, nicht geistig) muss ich mich mit einer Handlotion begnügen und freue mich, als der Verkäufer sie mir liebevoll in Papier einschlägt und meint, seine Frau liebe die auch. Ein Verkaufstrick kann es nicht sein, denn ich hatte mich ja bereits für dieses einzigartige Naturprodukt entschieden.
Dann heißt es, zurück ins Ferienhaus. Oder was könnte ich sonst noch unternehmen? Es ist Sonntag, das ruft gerade zu einem Kaffee-und-Kuchen-Ausflug. Da kommt mir der Highland Chocolatier in Grandtully gerade recht. Als Verfechterin rechtzeitiger Anmeldung und vor allem als Leidgeprüfte überlege ich, ob ich tatsächlich
einen Tisch reservieren sollte. Es sind mir schon zu den komischsten Zeiten, von denen man denkt, da geht doch gerade sowieso keiner hin, Erlebnisse durch die Lappen gegangen, weil ich einfach mal spontan sein wollte.
Ich riskiere es, einfach mal hinzufahren. Die Hütte ist voll, was soll ich sagen. Aber ein kleines Plätzchen ist für mich dennoch frei. Ich habe mich für ein Schokoladen-Tasting entschieden und bekomme einen Satz monströse Kopfhörer auf die Ohren und marschiere damit durch das kleine Museum und erhalte einen Einblick in die Manufaktur. So klein ist sie, nicht zu vergleichen mit dem Schokoladenmuseum in Köln oder Peters in Lippstadt.
Ich lerne belustigt merkwürdige Dinge, die rund um die Kakaobohne passiert sind. Sie war in Mittelamerika einst so wertvoll, dass sie als Zahlungsmittel genutzt wurde. Da sie nicht glänzte wie Gold, verstanden die einfallenden Europäer nicht, warum darüber so ein Aufriss gemacht wurde. Englische Korsaren dachten, diese hässlichen Knubbel wären Schafsköttel und versenkten die damit beladenen Schiffe.
Weitere Komik ist, dass dem Chocolatier sein Handy mal in die warme Kakaomasse gefallen ist. Es steht jetzt mit Schokolade überzogen in einer Vitrine in seinem kleinen Museum.
Schließlich sitze ich, immer noch mit klobigen Ohren, am Tisch vor einer Auswahl kleiner Kunstwerke, und der Chocolatier selbst erklärt mir über die Audioführung, wie ich Schokolade essen muss, wie ich dabei atmen soll, was für Noten darin zu schmecken sind und was das Besondere an seinen Velfet Truffles ist. Ich warte geduldig alle Ausführungen ab und hoffe, ich muss nicht noch mit der Schokolade sprechen, bevor ich sie vernasche.
Das Geschmackserlebnis ist in der Tat sensationell, wobei ich Schwierigkeiten habe, mit halb geöffnetem Mund auf dem Schokostück herumzukauen und dabei durch Mund und Nase ein- und auszuatmen. Klappt einfach nicht, schmeckt aber trotzdem klasse.
Ich gönne mir noch eine Portion frozen chocolate, bringe dann ein Sortiment für Freunde und Familie mit und überlege dabei kurz, ob ich gerade den ganzen Laden gekauft habe oder wirklich nur ein paar Stückchen Schokolade im dekorativen Päckchen. Ein kleines Vermögen wandert über die Ladentheke, aber wie heißt es so schön? Man gönnt sich ja sonst nichts.
Beseelt und mit ein paar wertvollen Schafskötteln, sorry, Geschenken, fahre ich zurück in mein Ferienhaus, mache noch einen Schlenker zur Aberfeldy Destille, um für meine Whiskygruppe nächstes Jahr zu reservieren und nehme eine kleine Probe mit, die ich mir abends auf der Couch mit den 4 Stücken whisky pairing chocolate zu Gemüte führe. Schokolade mit Whisky könnte mein Hobby werden.
Am folgenden Tag habe ich tatsächlich Nachbarn bekommen. Engländer und Schotten nutzen die Feiertage für einen Kurztrip in diese schöne Region. Der Vater schleppt Kinderwagen und tausend Tüten ins Haus, ich bin beeindruckt. Hier bricht also definitiv Weihnachten mit seiner vollen Wucht aus, und in der Tat sind in Kürze die Fenster mit Girlanden dekoriert, ein Riesenengel ziert die Haustür und es blinkt durch die milchige Glasscheibe, die das Wohnzimmer vom Flur und der gläsernen Haustür trennt. Das ist die Weihnachtsbaumbeleuchtung. Ich habe auch einen ins Haus gestellt bekommen und schon den Stecker gezogen, weil ich es nicht geschafft habe, ihn so einzustellen, dass er einfach nur leuchtet. Er blinkte die ganze Zeit hektisch, was mich fast wahnsinnig gemacht hat. Also war die Alternative nur: Komplett aus. Jedem das Seine.
Mein Tag wird mit einem Ausflug ins Glen Lyon gekrönt, denn es hat wirklich endlich geschneit. Die Straße dorthin ist nicht gesperrt, also geht es los.
Eine schöne Strecke ist das auf einer single track road mit passing places. Die mag ich sehr, denn man muss nicht so sehr darauf achten, ganz links in eine Hecke zu fahren, sondern findet in sehr häufigen Abständen eine Ausbuchtung (passing place) zum Ausweichen. Es kommt mir allerdings kaum jemand entgegen. Dreimal reduziere ich die ohnehin schon Schnecken-Geschwindigkeit, weil Menschen mit Hunden am Wegesrand spazieren gehen. Sie bedanken sich auffallend heftig, geben mir einen Daumen hoch und/oder winken. Es ist ein freundliches Land, das will ich an dieser Stelle noch einmal sehr hervorheben. Ich bin aber auch freundlich, so dass mein Verhältnis zur schottischen Bevölkerung auf einem soliden Boden steht.
Ich überlege noch, wie weit ich wohl in das Tal hineinfahren möchte, denn es ist irgendwann eine Sackgasse, da entdecke ich ein Schild "links ab nach Killin". Das hätte ich gar nicht erwartet, war bereits auf wenden und zurück eingestellt. Dann geht es doch jetzt mal nach Killin, das ist der Ort am südwestlichen Ende des Loch Tay und übrigens sehr pittoresk mit seinen Stromschnellen Falls of Dochart.
Die Straße wird steiler. Und schneereicher. Es sieht wunderschön aus, aber ich hadere mit dem Weiterfahren. Es sind nur noch 12 Kilometer, aber wer weiß, was da noch kommt. Der Schnee ist mit einer Wagenspur durchzogen, also ist hier bereits jemand vor mir durchgefahren. Passt also..... Oder lieber nicht....???
Das Schild mit "keine Wendemöglichkeit mehr" habe ich bereits passiert, müsste demnach einfach weiter, entscheide mich dann aber doch an einer nicht gerade prickelnden Stelle für ein Wendemanöver. Man kann also doch wenden, aber ich gebe zu, ich muss das nicht nochmal haben. Schon vor zwei Jahren war ich auf solch einer Hochlandstrecke, ebenfalls im Raum Loch Tay, und habe mich die ganze Zeit gefragt, warum ich das eigentlich mache. Es lief da gerade die Weihnachtsansprache der Queen Elizabeth im Radio, was mich irgendwie sehr beruhigt hat. Sie sprach vom verstorbenen Prinz Philipp und seiner intelektuellen Neugier und Fähigkeit, aus jedweder Situation noch "Spaß herauszuquetschen." Ich beschloss daher, auch aus meiner Situation etwas Fröhliches herauszuholen und zog die Strecke durch.
Dieses Mal jedoch habe ich darauf verzichtet.
Ein schöner Tag neigt sich dem Ende zu. Der nächste ist für eine Bergsafari, allerdings mit Landrover und Guide, reserviert.
Wenn Du mir also in die Berge zwischen Rannoch Moor und dem Tay weiter folgen möchtest, dann schau wieder hier vorbei.
In der Zwischenzeit, wenn Dir meine Blogposts gefallen, teile sie bitte, kommentiere, tagge Freunde ein und - noch viel besser - buche eine Reise bei mir.
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