Ich mach’s nochmal! Nach Paris mit dem Zug, obwohl ich mittlerweile weiß, wieviel umständlicher das ist im Vergleich zu unseren bequemen Busreisen mit Chauffeur, aussteigen direkt am Hotel, kein grossses Koffergeschleppe durch die Métro-Untergründe und mit gemütlicher Atmosphäre an Bord.
Die Verbindung ab Dortmund mit dem Thalys ist natürlich zeitlich kaum zu toppen, das ist ein Vorteil. In knapp 5 Stunden ist man am Nordbahnhof. Bequem ist es auch, und die Beinfreiheit gut. Ich habe mir die erste Klasse gegönnt, wobei „gönnen“ es in diesem Falle nicht ganz trifft, denn die erste Klasse hatte zu meinem Buchungszeitpunkt kaum einen höheren Preis als die zweite. Man sollte also bei der Suche wirklich auch die Preise zwischen erster und zweiter Klasse genau vergleichen.
Ein Zugbegleiter (ein äusserst smarter noch dazu) bietet Kaffee und Croissants an, und ich würde ihm alles abkaufen, habe aber im Moment weder Durst noch Hunger. Er sagt, er kommt kurz vor Brüssel nochmal vorbei. Hoffentlich sind wir bald in Brüssel und hoffentlich habe ich dann Durst! Als ich dann mein Portemonnaie zücken will, ereilt mich die freudige Botschaft, dass ein gewisses Maß an Verpflegung in der ersten Klasse gratis ist. Eine angenehme Überraschung, kenne ich doch ansonsten die leicht astronomischen Preise für Snacks und nicht wirklich guten Kaffee in unseren DB-Zügen.
Die Zeit vergeht wie um Fluge, ich zocke die ganze Zeit so ein verdammtes „Klötzchenspiel“ am Handy, eines mit Suchtpotential. Eigentlich wollte ich schlafen nach einer schlechten Nacht vor der Reise. In Brüssel offeriert der Zugbegleiter nochmal Mineralwasser oder Saft. Gern, merci beaucoup.
Die Durchsage, dass wir bald in Paris sind, erfolgt mit überaus charmantem französischen Akzent in der deutschen und englischen Version: „Ladiiies and Schäntlemän — meine Damend un Erren.“
Dann ist das Ziel erreicht. Und jetzt beginnt es ungemütlich zu werden. Per überfülltem Linienbus und Sucherei nach der Bushaltestelle für die richtige Linie, per Métro, mit x-mal umsteigen (auch überfüllt) und dann auch noch mit Gepäck zu Fuß weiter zum Hotel.
Die Pariser Métro ist preisverdächtig in puncto „Wie mache ich es Reisenden mit Gepäck besonders schwer?“ Gar nicht zu denken an Menschen mit Handicap. Treppe rauf, Treppe runter, Gepäck vor mir von der Klapptür einklemmen lassen oder lieber hinter mir? Jemanden zur Befreiung um Hilfe rufen? Es nervt. Aber ich habe es so gewollt, und ausserdem ist dies kein lässiger Urlaub, sondern ein Informationstrip, auf der ich meiner Mitarbeiterin ein Stück Frankreich zeigen will. Da eignet sich halt auch keine organisierte Busreise. Also: Augen zu, Koffer schleppen und durch!
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